Nachdem im letzten Jahr die traditionelle Winterwanderung des NABU Ober-Mörlen Corona-bedingt ausfallen musste, plante man für dieses Jahr vorsorglich eine Tour ohne Anfahrt mit den sonst üblichen PKW-Fahrgemeinschaften. Matthias Möbs, der die Strecke ausgesucht hatte, wies bei der Begrüßung der Teilnehmer am Startpunkt Evangelische Kirche Ober-Mörlen darauf hin, dass man den heimischen Frauenwald und das Gebiet um den Johannisberg erkunden und damit vom Naturraum Wetterau direkt in den Naturraum Hochtaunus aufsteigen werde. Unter der Autobahnbrücke ging es in Richtung des Marienkapellchens am Trieb-Weg von Nieder-Mörlen, das nach 1780 als Ersatz für eine größere Kapelle erbaut wurden und von 150-jährigen Lindenbäumen umstanden ist.
Durch das sich anschließende Streuobstgebiet, welches sich aufgrund mangelnder Pflege und Überalterung der Bäume leider in keinem guten Zustand befindet, führte der Weg weiter zur Skiwiese. Dass es tatsächlich auch vor der eigenen Haustür immer noch Neues zu entdecken gibt, zeigte Robert Scheibel am Beispiel der Grenzsteine, die vor über 300 Jahren gesetzt wurden, um die Streitigkeiten bei der Festlegung der Gemarkungsgrenze zwischen dem Hanauischen Nauheim und dem zu Mainz gehörenden Mörlen zu beenden.
Vorbei an der von den Bad Nauheimern Naturschützern sehr gut gepflegten Streuobstwiese am Steinweg ging es weiter auf den Johannisberg, der als östlichster Ausläufer des Taunuskamms mit einem Bergsporn weit in die Ebene der Wetterau vorspringt. Aufgrund seiner natürlichen Lage ist der 268 m hohe Berg, der nach 3 Seiten steil abfällt, prädestiniert als Befestigungsanlage und erfüllte auch bereits seit der Steinzeit immer wieder diese Funktion. Spannende Erläuterungen zur Besiedlungsgeschichte, die Rolle der einst auf dem Gipfel stehenden Kirche bei der Christianisierung unserer Region und woher der Berg seinen Namen hat, konnten die 11 Mitwanderer von Matthias Möbs erfahren. Auch warum auf dem Berg einst abseits des Limes ein römischer Signalturm stand, wurde den interessierten Zuhörern erläutert. Leider war der gesamte Johannisberg in Nebel eingehüllt, so dass der sonst tolle Fernblick in die Wetterau nicht genossen werden konnte. Die trübe Witterung konnte die gute Stimmung in der Wandergruppe aber nicht beeinträchtigen.
Entgegen den sonstigen Gepflogenheiten war bei der diesjährigen Wanderung keine Einkehr in ein Lokal eingeplant – stattdessen bot sich die nahe Weber-Hütte als willkommener Rastplatz zum Verzehr der mitgebrachten Verpflegung aus dem Rucksack an. Gestärkt nach einem heißen Getränk ging es bergab zu den Bad Nauheimer Waldteichen, einst angelegt als Wasserreservoir zum Betreiben der Pumpen für die Saline im Tal, weiter über den Mörler Weg. Unterwegs machte man noch einen kurzen Abstecher zu dem historischen Dreimärker-Grenzstein, der das Aufeinandertreffen der Gemarkungen Ober-Mörlen, Nauheim und Ockstadt markiert.
Der Rückweg führte entlang des Waldrandes am Eichberg, aufgrund der exponierten Lage und der Aussicht auch Sonneck bzw. Taunusblick genannt. Schwer vorstellbar ist, dass hier im Siebenjährigen Krieg im Jahr 1762 eine heftige Schlacht tobte. Auch dass die Franzosen kurz vorher das Dörfchen Nieder-Mörlen mit seinen damals noch strohgedeckten Fachwerkhäusern angezündet hatten, um durch den aufsteigenden Rauch ihre bei Heldenbergen liegende Hauptstreitmacht auf ihren Standort aufmerksam zu machen, zeigt, wie hilflos die Bevölkerung der Willkür des Militärs ausgesetzt war.
Den Trieb-Weg von Nieder Mörlen kreuzend ging es dann nur noch talwärts zurück zum Ausgangspunkt der insgesamt 13 km langen Wanderung.
Im Sommer sah es noch so aus, als würde der NABU Ober-Mörlen dieses Jahr wenig Arbeit mit der Ernte von den diversen Vereinsbäumen haben, zumal 2020 fast alle Bäume brechend voll hingen und durch die sogenannte Alternanz wenig Behang zu erwarten war. Ferner trat die Reife aufgrund der verzögerten Blüte im kalten Frühjahr recht spät ein. Letztlich trugen die Bäume doch mehr als gedacht, sodass neben dem individuellen Pflücken von Essäpfeln zwei gemeinsame Apfellese-Termine durchgeführt wurden. Bei den meisten Arbeitseinsätzen ist der Vorstand unter sich – bei der Apfellese beteiligen sich oft auch weitere Mitglieder. Vielen Dank an die Helfer.
Insgesamt kamen 2,4 Tonnen Kelteräpfel auf die Waage, die an Keltereien geliefert wurden. Aus den Äpfeln des Jahres 2020 hat die Rote Pumpe in Nieder-Mörlen übrigens wieder einen Lagen-Apfelwein „Parzelle 111“ hergestellt! Zum Abschluss der Obsternte nutzte die NAJU-Kindergruppe die restlichen Äpfel, um auf der besagten Obstwiese per Hand ihren Süßen zu pressen.
Satte zweieinhalb Jahre umfasste der Tätigkeitsbericht bei der ersten Mitgliederversammlung der NABU-Gruppe Ober-Mörlen seit April 2019 – eine Folge der Corona-Pandemie, die so manche Abläufe durcheinander brachte. Bis zum März 2020 fanden wie gewohnt Führungen, Ausflüge und ein Baumschnitt-Seminar statt. Danach wurde es mit öffentlichen Veranstaltungen schwierig. Jeweils im Spätsommer konnte immerhin je eine gut besuchte Exkursion angeboten werden. Neu war dabei die Führung zum Landschaftswandel im Naturschutzgebiet Magertriften: Melanie Hahn und Robert Scheibel führten dem interessierten Publikum die Veränderungen der letzten 70 Jahre bezüglich landwirtschaftlicher Nutzungsarten, Ausbreitung von Gehölzen und Zunahme der Parzellengrößen vor Augen.
Die praktischen Einsätze hingegen konnten fast im üblichen Umfang durchgeführt werden. Da erweist sich die Tatsache, dass Naturschutzarbeit fast immer im Freien stattfindet, als großer Vorteil. Hunderte Arbeitsstunden flossen in die Bereiche Artenschutz und Biotoppflege. Hans-Josef Rauch konnte zwei erfolgreiche Schleiereulenbruten im Kirchturm vermelden, während Frank Jung auf gute Steinkauzbestände in den betreuten Niströhren verwies – mit einem Spitzenwert von sieben Steinkauzpaaren und 32 Jungvögeln. Derweil sorgt die Biberfamilie am Fauerbach für deutliche Veränderungen in der Aue, was einige Ortstermine zur Folge hatte. Der Umgang damit ist nicht immer einfach, andererseits ist die ungewohnte Dynamik eine äußerst spannende Sache.
Der Rückschnitt von Hecken, das Freihalten von Wuchs-Orten seltener Pflanzen und das Beseitigen von invasiven Pflanzen gehörte genauso wie der Obstbaumschnitt und die Obsternte zu den gewohnten Aktivitäten. Bei der Sammelbestellung von hochstämmigen Obstbäumen konnten 47 bzw. 77 Setzlinge abgegeben werden.
Für das Naturschutzgebiet Magertriften bedeutete die Corona-Pandemie vor allem einen großen Besucheransturm, leider häufig verbunden mit einer Respektlosigkeit gegenüber der Schutzbedürftigkeit von Tieren und Pflanzen. Nachdem der langjährige Schutzgebietsbetreuer Maximilian Burk im April 2020 seine Tätigkeit beendete, sprangen Matthias Möbs und Robert Scheibel in die Bresche, damit unter anderem die nötigen Pflegemaßnahmen weitergeführt werden.
Für die Naturschutzjugend stellten die Lockdowns ein beträchtliches Problem dar, weil die notwendige Regelmäßigkeit der Gruppenstunden nicht gewährleistet werden konnte. Wie aus dem Bericht von Gudrun Radermacher hervorging, blieb in den letzten anderthalb Jahren von den üblichen Aktionen wie Nistkastenkontrolle, Amphibienbeobachtung oder Zeltwochenende einiges auf der Strecke. Sie hofft, dass mit dem bis Weihnachten geplanten Programm eine Wiederbelebung gelingt.
Turnusmäßig standen Neuwahlen an. Zwei Gründungsmitglieder, Maximilian Burk und Klaus Nadler, beendeten ihre Vorstandsarbeit und wurden mit großem Dank verabschiedet. Seit 1978 gehörten sie in verantwortlichen Positionen der Vereinsspitze an. Leider fanden sich bei den Wahlen keine Nachrücker, sodass der Vorstand nun aus den vertretungsberechtigten Mitgliedern Gerhard Höpfner (Kasse), Matthias Möbs, Gudrun Radermacher (Jugend), Hans-Josef Rauch und Klaus Spieler sowie den Beisitzern Frank Jung, Markus Kraiker und Robert Scheibel besteht. Neue Rechnungsprüfer sind Melanie Hahn und Florian Weil.
Nach fast 12-monatiger Zwangspause wegen Corona hatte der NABU Ober-Mörlen wieder zu einer öffentlichen Veranstaltung eingeladen. Fledermaus-Experte Robert Scheibel begrüßte knapp 20 Besucher im Dämmerlicht des frühen Abends am Treffpunkt Usabrücke am Sportplatz Ober-Mörlen zur Exkursion in das nahe gelegene Naturschutzgebiet Magertriften. Die abwechslungsreiche Landschaft mit vielen insektenfördernden Pflanzen ist ein idealer Lebensraum für Fledermäuse. Aber schon am Treffpunkt und auch beim ersten Halt in der Nähe des Gelben Bergs zeigten sich die Tiere nur ab und zu, es waren tieffliegende Zwergfledermäuse und ein Großer Abendsegler weit über den Baumwipfeln. In früheren Jahren konnte an diesen Plätzen ein stärkerer Fledermaus-Flugverkehr beobachtet werden, was auf einen schleichenden Rückgang bei den Flattertieren hinweist. R. Scheibel nutzte die "verkehrsschwachen Phasen" zur Erläuterung der Lebensweise der Fledermäuse und der Funktion des Fledermaus-Detektors. Dieser nimmt die Ortungslaute der Fledermäuse, die im Frequenzbereich von 20 bis 120 Kilohertz liegen, auf und wandelt sie in für Menschen hörbare Laute um. Da jede Fledermausart einen bestimmten Frequenzbereich nutzt, der sich am Detektor einstellen lässt, können zusammen mit Rufrhythmus, Klang und Flugverhalten einige Arten im Vorbeiflug bestimmt werden. Interessant war auch die Information, dass die Tiere pro Tag bis zur Hälfte ihres Körpergewichts an Nahrung benötigen, was im Falle der Wasserfledermaus 4000 Insekten gleichkommt.
Die NABU-Aktiven wissen aus Erfahrung, dass der Fauerbachteich ein ideales Beobachtungsrevier ist, also hatten sie auch diesmal dort einen Halt vorgesehen. Mit einem starken Suchscheinwerfer wurde der Teich abgesucht und jagende Fledermäuse mit dem Lichtkegel verfolgt, so gut das eben möglich war. Es gelang auch, eine Wasserfledermaus in den Blick zu bekommen. Zur Überraschung aller Teilnehmer fand das Hauptgeschehen aber nicht über dem Wasser, sondern im ufernahen Bereich hinter der Beobachtungsstelle statt. Also drehte sich die ganze Besuchergruppe um 180 Grad und bekam dann das Schauspiel geboten, das auch in den früheren Exkursionen die Besucher fasziniert hatte. In einem begrenzten Luftraum kurvten die Zwergfledermäuse auf der Jagd nach Insekten und wichen elegant jedem Baumzweig und jedem Artgenossen aus. Unterstützt wurden die visuellen Eindrücke von den Ortungslauten, die über den Detektor wiedergegeben wurden.
Die Exkursion endete auf dem Parkplatz an der Sportplatzbrücke mit dem Hinweis, dass in den nächsten Wochen eine ebenso interessante Führung zu den Feldhamstern vorgesehen ist. Von der Fledermaus-Führung waren die Teilnehmer offenbar recht angetan; das Spendenergebnis ist respektabel. Dafür dankt der NABU Ober-Mörlen, der den Betrag für den Naturschutz verwendet wird.
Seit Beginn der Wuchsperiode bekämpfen wir wieder den Riesenbärenklau und den japanischen Staudenknöterich, die sich ohne Gegenmaßnahmen übermäßig verbreiten, dadurch die heimische Flora zurückdrängen und im Falle des Riesenbärenklaus auch noch die Gesundheit des Menschen gefährden können. Ein Vereinsmitglied kümmert sich federführend um das Thema Neophyten und überprüft ständig die Situation in der Gemarkung, bestimmte Stellen stehen unter besonderer Beobachtung. Dort haben wir im Frühjahr in einem ersten Durchgang alle aufkommenden Neophyten beseitigt. Das gelingt aber nie vollständig, weil einige Exemplare später austreiben, und wir wohl auch immer welche übersehen. Oft schaffen wir es auch nicht, den austriebsfähigen oberen Teil der Wurzel mit auszugraben.
Jetzt im Hochsommer sind wir in einem zweiten Durchgang, und der ist besonders mühsam. Die Niederschläge der vergangenen Monate haben die Vegetation geradezu explodieren lassen. Bei unserer Suche nach den Pflanzen werden wir durch hohes Gras und austreibendes Buschwerk behindert. Das trifft ganz besonders auf ein Problemgrundstück auf dem oberen Bottenberg zu. Dort machen die Brombeeren mit ihren Stacheln das Vorankommen zur großen Anstrengung - dann ist Schwitzen angesagt, weil wir langärmelig unterwegs sind; zu groß ist die Gefahr, dass der Saft des Riesenbärenklaus auf die Haut kommt und dort Verbrennungen hervorruft.
Bei unserem letzten Einsatz am vergangenen Samstag haben sechs Vereinsmitglieder hunderte Riesenbärenklau-Pflanzen und Staudenknöteriche beseitigt. Wir sind zuversichtlich, dass wir das Blühen und Aussamen der schädlichen Eindringlinge (mit wenigen Ausnahmen) verhindern können. Einen blühenden drei Meter hohen Riesenbärenklau, wie im Foto, sollten Sie auf der Gemarkung Ober-Mörlen/Langenhain-Ziegenberg hoffentlich nicht sehen. Auch der Staudenknöterich am Wegesrand sollte die Ausnahme bleiben.
In diesem Jahr macht sich der NABU Ober-Mörlen mehr denn je Sorgen über das Verhalten der Menschen in der Natur. In den ersten warmen Frühjahrstagen war das Naturschutzgebiet Magertriften dem Ansturm von vielen Besuchern ausgesetzt, freilaufende Hunde störten brütende Vögel und gefährdeten das Wild. Partymacher fuhren mit ihren Autos in das Schutzgebiet und bauten den Grill auf. Doch nun ist es auch in einem ganz anderen Teil der Gemarkung zu einem Naturfrevel gekommen.
Im Ober-Mörler Wald wächst die besonders geschützte Türkenbundlilie, die für Hessen in der Roten Liste als gefährdet aufgeführt ist. Der NABU Ober-Mörlen kümmert sich um dieses Vorkommen und hatte Ende April einen Bestand von 23 Exemplaren ermittelt. Schon damals war aufgefallen, dass zwei Lilien ausgegraben und mitgenommen worden waren. Mitte Mai wurde das Gebiet erneut von uns aufgesucht, und mit Entsetzen stellten wir den Diebstahl der Hälfte des Gesamtbestands fest. Wird so gezielt eine Art entnommen, dann kann unterstellt werden, dass der Täter oder die Täterin über gute botanische Kenntnisse verfügt und somit auch über die Schutzwürdigkeit der Pflanze Bescheid weiß. Das Bundesnaturschutzgesetz § 44 verbietet, wild lebende Pflanzen der besonders geschützten Arten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, sie oder ihre Standorte zu beschädigen oder zu zerstören.
Die Tat erscheint auch deshalb so sinnlos, weil die Zwiebel der Türkenbundlilie in gut sortierten Garten-Fachmärkten erworben werden kann. Die Suchanfrage "Türkenbundlilie kaufen" führt im Internet zu über 6000 Treffern! Es darf bezweifelt werden, dass die Freude an den gestohlenen Pflanzen groß sein wird, denn das Umpflanzen aus dem Waldboden in anderes Erdreich wird den Lilien vermutlich nicht gut bekommen. Der NABU Ober-Mörlen appelliert an alle Pflanzenliebhaber, wild wachsende Pflanzen an ihrem Wuchsstandort zu belassen und sich an den Exemplaren in ihrer natürlichen Umgebung zu erfreuen.
Im Winterhalbjahr hat sich der NABU Ober-Mörlen schwerpunktmäßig mit der Pflege seiner Streuobstbestände befasst. Jetzt zu Beginn der Vegetationsperiode stehen andere Aufgaben an. So steht im Frühjahr die Suche nach dem Riesenbärenklau (Herkulesstaude) und dem asiatischen Staudenknöterich an. Im Fokus haben wir bekannte Wuchsstellen, aber auch bei unseren Streifzügen durch die Gemarkung halten wir die Augen nach diesen invasiven Neophyten offen. Jetzt sind die Herkulesstauden noch klein und ohne Samen, das ist der beste Zeitpunkt, um sie samt austriebsfähiger Knospen am Wurzelhals zu beseitigen. In einem feuchten Waldbereich wachsen seltene geschützte Pflanzen, z.B. Türkenbundlilie, Geflecktes Knabenkraut und Großes Zweiblatt. Aufrund gefällter bzw. vom Sturm umgeworfener Bäume veränderten sich dort die Lichtverhältnisse, wodurch Konkurrenzpflanzen wie Brombeeren die Oberhand gewinnen. Um das zu verhindern, halten wir stellenweise die Vegetation rund um die seltenen Pflanzen mittels Sense kurz.
Um einen Überblick über den zu erwartenden Vogelnachwuchs zu bekommen, überprüfen unsere Vogelkundler Nistkästen, die wir in geeigneten Bäumen oder in einem stillgelegten Trafohaus platziert haben. Einen Schwerpunkt dabei bilden die Nachtgreife. An einem Steinkauz-Nistkasten fand ein Marder sein tragisches Ende, er hatte die Bewohner verspeist und sich dabei so voll gefressen, dass ihm der Rückweg durch die Einflugöffnung nicht mehr vollständig gelang; er verendete jämmerlich. Insgesamt sieht es in diesem Jahr mit den Steinkäuzen aber recht gut aus. Im Ober-Mörler Wald haben wir unseren Waldkauz-Nistkasten inspiziert, dabei gelang das Foto des kurz vor dem Ausfliegen stehenden Jungkauzes.
Besonders intensiv fällt die Betreuung für Turmfalken und Schleiereulen im Kirchturm der katholischen Kirche in der Kerngemeinde aus. Ab Ende März wird zweiwöchentlich in den Nistkästen nachgeschaut, ob die gewünschten Beutegreifer eingezogen sind, ob sie brüten und wie sich der Nachwuchs entwickelt.
Das ortsnahe Naturschutzgebiet Magertriften wird insbesondere an Wochenenden und Feiertagen von vielen Spaziergängern besucht. In den letzten Jahren stellt der NABU Ober-Mörlen häufiger fest, dass Besucher im Naturschutzgebiet Magertriften kreuz und quer über die Wiesen spazieren und ihre Hunde frei umher laufen lassen. Ein offenbar unbeaufsichtigter Hund wurde beim Hetzen eines Rehs beobachtet. Werden die angetroffenen Hundehalter angesprochen und darauf hingewiesen, dass gerade in der aktuellen Brut- und Setzzeit (Gefährdung der Gelege von bodenbrütenden Vögeln und abgelegter Jungtiere von Rehen und Hasen) die Pflicht besteht, Hunde ausnahmslos an der Leine zu führen, stößt man oftmals auf Unverständnis und wenig Bereitwilligkeit, unseren höflich und sachlich vorgetragenen Aufforderungen Folge zu leisten. Bei schönem Wetter mit angenehmen Temperaturen fahren dann auch noch die Partymacher mit ihren Autos in das Schutzgebiet, machen Feuer oder stellen einen Grill auf. Einen solchen Vorfall hatten wir bereits Ende März, in den Sommermonaten kann das zum Dauerproblem werden.
Der NABU Ober-Mörlen hat ein eigenes Hinweisschild entworfen (siehe Foto), das in höflicher Kurzform an die Etikette im Naturschutzgebiet erinnert. Das Forstamt Nidda hat uns hierbei unterstützt und die Schilder in wetterfester Qualität herstellen lassen. An den Hauptzugängen zum Naturschutzgebiet haben die NABU-Aktiven unlängst Pfähle eingeschlagen und die Schilder daran befestigt (siehe Foto). Zwar sind die Informationen auf den selbstgemachten Exemplaren auch auf den amtlichen Schildern wiedergegeben, aber die hat nach unserem Eindruck kaum jemand gelesen. Neben dem NABU kümmert sich noch ein Mitarbeiter der Gemeinde, der für die Sauberkeit in der Großgemarkung Ober-Mörlen zu sorgen hat, um die Situation in den Magertriften. Große Hoffnungen setzt der NABU Ober-Mörlen auch in seine Bitte an die Bürgermeisterin von Ober-Mörlen, die Kommunalpolizei im Naturschutzgebiet nach dem Rechten sehen zu lassen, denn nach wie vor gilt, dass noch am ehesten den Hinweisen oder Anweisungen einer uniformierten Ordnungskraft mit besonderen exekutiven Rechten Folge geleistet wird.
Was kann eine NABU-Ortsgruppe ihren Kindern und Jugendlichen unter Einhaltung der Corona-Verordnung anbieten? Es kann nur eine Aktivität im Freien sein. Da kam der Tatendrang eines früheren Mitglieds des NABU Ober-Mörlen wie gerufen. Er nutzte die letzten Wochen der coronabedingten Entschleunigung, um sehr professionell ca. 50 Nistkästen zu bauen, teilweise mit Dachpappe vor Feuchtigkeit zu schützen und an die Naturschutzjugend zu übergeben. Der für den Transport genutzte Combi war probbenvoll. Die Jugendlichen haben sich dann an zwei Samstagen mit ihren Betreuern getroffen, um in Kleingruppen die Kästen im Naturschutzgebiet Magertriften und auf dem vereinseigenen Obstbaumgrundstück am Bottenberg aufzuhängen. Hilfreich mit Rat und Tat zur Seite stand unser Mitglied Frank Jung.
In den letzten milden Wintern beobachteten die Jugendlichen, dass die Singvögel inzwischen oft schon sehr früh mit der Balz beginnen und sich nach geeigneten Nistmöglichkeiten umschauen. Doch häufig finden die Wohnungssuchenden jedoch keine passende Bleibe. Insbesondere die intensive Nutzung der offenen Landschaft, aber auch die übertriebene Ordnungsliebe mancher Menschen rund um Haus und Garten erschweren ihnen die Wohnungssuche. Dort wo alte Bäume fehlten, wo Scheunen vernagelt oder Ställe hermetisch verriegelt würden, wo Hecken nur noch als Hindernis zählten und Bäume nicht mehr alt und morsch werden dürften, sei kein Platz mehr für Amsel, Drossel, Fink und Star. Da sind künstliche Nisthilfen ein wichtiger Bestandteil des Schutzes der heimischen Vogelwelt. Aber die Jugendlichen haben gelernt, dass beim Anbringen der Nistkästen einige Dinge zu beachten sind. Aufgehängt werden sollten sie in der Regel in zwei bis drei Metern Höhe. Bestmöglich ist die Ausrichtung nach Osten oder Südosten, um starker Sonneneinstrahlung während der Brutzeit vorzubeugen. Weiterhin sollte das Einflugloch nicht zur Wetterseite zeigen, damit nicht zu viel Regen oder Wind in die warme Behausung eindringt. Äußerst wichtig ist, den Nistkasten außer Reichweite von Mardern anzubringen.
Wenn dann die Spaziergänger die Ostertage nutzen, um im Naturschutzgebiet zu laufen und dabei auf den Wegen zu bleiben und ihre Hunde anzuleinen, kann die Coronakrise auch für unsere Ober-Mörler Singvögel zur Coronachance werden.
Das trifft auch für die Kulturlandschaft in den Magertriften von Ober-Mörlen und Ostheim zu. Naturgegeben ist der magere Boden, der schon immer wenig für Ackerbau geeignet war, dafür aber ein guter Gastgeber für bestimmte seltene Pflanzengesellschaften ist. In Hessen sind für die Pflege der Naturschutzgebiete neben den Bewirtschaftern die Forstämter zuständig, auch wenn die Gebiete nicht im Wald liegen. Für die Magertriften beauftragte das Forstamt Nidda in diesem Winterhalbjahr landschaftspflegende Firmen mit dem Rückschnitt der Hecken an bestimmen Stellen im Schutzgebiet. Eingesetzt wurde auch ein starker Traktor mit einem Forstmulcher, der armdicke Äste kleinhacken kann. Das ist zwar effektiv, aber es bleibt eine Schicht Kleingehäckseltes übrig, die zur Nährstoffanreicherung führt und Einfluss auf den Wiederbewuchs hat.
Um das zu vermeiden, hat der NABU Ober-Mörlen am vergangenen Samstag im Schutzgebiet vor dem Märzberg – auch bekannt als Gelber Berg – die liegen gebliebenen Holzschnitzel mit Rechen und Gabeln abgekämmt und für die Abfuhr zu einem Haufen aufgeschüttet. Denn die Holzreste lagen nicht nur dort, wo sich das entfernte Gehölz befand, sondern auch auf den Magerrasenflächen, wo Heidenelken (siehe das Blütenfoto) und andere seltene Pflanzen wachsen. Bei dieser Gelegenheit wurde die angrenzende Freifläche mit der Motorsense von aufkommenden Brombeeren befreit, denn Schafe machen um die stachelbewehrten Austriebe einen Bogen.